Das folgende Schreiben ist im Zusammenhang mit dem Curriculum "Fit für die Zukunft" zu sehen. Dem Schreiben waren alle Curriculum Materialien als Kopien bzw. DVD beigelegt.
Richard Paetzold
Leiter der Örtlichen Arbeitsgemeinschaft ARBEIT und LEBEN - Recklinghausen von 1974 bis 2002. Ehemaliger Leiter der Volkshochschule Recklinghausen.
nach meinem Wechsel in den Ruhestand 2002 habe ich über mehrere Jahre Seminare in Zusammenarbeit mit der IGBCE in Recklinghausen und Arbeit und Leben in Dortmund durchgeführt. Parallel dazu habe ich mich mit einem Sport beschäftigt, der vor zehn Jahren seine Hochzeit hatte, heute aber längst nicht mehr den gleichen Stellenwert besitzt wie damals. Es handelt sich um Nordic Walking.
Gab es vor Jahren ein breites Angebot an Fachliteratur und Sport-magazinen, so ist seit langer Zeit kein Lehrbuch mehr erschienen und Fachmagazine haben ihr Erscheinen schon vor Jahren eingestellt.
Ich habe mich mehrere Jahre lang mit diesem Sport beschäftigt (in Theorie und Praxis) und eine technische Variante entwickelt, die zweifellos als athletisch bezeichnet werden kann. Sie ist sportlich attraktiv und wirkungsvoll in ihren gesundheitlichen und trainingsspezifischen Effekten.
Was es damit auf sich hat, könnt Ihr den beiliegenden Unterlagen entnehmen. Das gilt besonders für das Positionspapier, in dem die Technik des Sportes und seine Vermittlung in allen Einzelheiten beschrieben werden. Darüber hinaus vermittelt das Papier eine schlüssige Theorie dieses Sportes.
Die athletische Technik steht für die sportliche Seite des Curriculums. Ihr Vorteil ist darin zu sehen, dass gesundheitliche Effekte auch tatsächlich zum Tragen kommen. Das ist nicht bei allen Varianten der Fall. Es gibt deshalb auch keine einheitliche Technik dieser Sportart. Selbst Fachverbände vertreten dabei unterschiedliche Positionen. Deshalb ist bei ähnlichen Projekten darauf zu achten, dass mit der eingesetzten Technik eine entsprechende Leistung erzielt werden kann. Dass sich also die gesundheitlichen Effekte auch tatsächlich einstellen
Ich selbst habe über Jahre Kurse und Seminare in Nordic Walking an der Volkshochschule Oer-Erkenschwick gegeben und mich gleichzeitig an der Universität Münster mit theoretischen Fragen des Sportes beschäftigt. Dazu gehörten Vorlesungen und Seminare zur Sportanatomie, Sportphysiologie und Wissenschaftstheorie.
Einer der Teilnehmer meiner Seminare war Betriebsratsmitglied des Salzgitter- Mannesmanns- Konzerns in Hamm. Gesundheitliche Probleme hatten den Kollegen zur Teilnahme veranlasst. Nach zwei Hüftoperationen war er auf der Suche nach einem Sport, der zur Entlastung des Bewegungsapparates beitragen konnte. Was auf einige Varianten dieses Sportes auch zutrifft.
Wir haben sein Beispiel dokumentiert und bewusst an den Anfang des Curriculums gestellt. Damit sollte bereits zu Beginn deutlich werden, worin der gesundheitliche Nutzeffekt dieses Sportes besteht.
Deshalb ist es auch sinnvoll, die Lektüre kurz zu unterbrechen und sich den Film anzuschauen. Er ist unter
Dort sieht man, wie sich der Kollege die Technik aneignet und sich in einem Interview zu seinen Motiven äußert.
Der Film ist unter www.youtube.com/riccard3auch im Internet zu finden (6:39 min). Hinter dieser Adresse verbergen sich 22 Videos zur Technik des Sportes und zu seinen gesundheitlichen Nutzeffekten.
Später wurde im Betriebsrat der Vorschlag gemacht, Seminare zu diesem Sport durchzuführen. Sie sollten Bestandteil der betrieblichen Gesundheits-vorsorge werden. Gespräche zwischen dem Betriebsrat, der IG-Metall und der Örtlichen Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben führten dann dazu, dass diese Ideen auch von dort mit Interesse aufgenommen wurde.
Kurze Zeit später kam es zu einem Gespräch zwischen dem damaligen 1. Bevollmächtigten der IG-Metall, Udo Overdick, dem Kollegen Edgar Boes - Wenner von Arbeit und Leben und mir. Thema war die Planung und Durchführung von Seminaren zu diesem Sport.
Zu Beginn sollte die Vermittlung der Technik im Mittelpunkt stehen, später der Nutzen für die Gesundheit diskutiert werden. Es ging also auch darum, den präventiven Charakter der sportlichen Betätigung aufzuzeigen.
Die Seminare sollten für die Gesundheitsförderung das sein, was der Betriebsrat darunter verstand. Dieses Verständnis war ganzheitlich und sollte die Betriebsangehörigen dazu anregen, selbst etwas für die Gesundheit zu tun. Es ging also im Endeffekt darum, sportliche Aktivitäten in die betriebliche Gesundheitsförderung zu integrieren.
Das Curriculum war anfangs kein Thema. Es gab aber Überlegungen, mit dem Integrationsmodell Finanzierungsmöglichkeiten nach dem AWbG / NRW auszuloten. Gesundheitsbildung sollte über einen integrativen Ansatz in die Nähe gesellschaftpolitischer Bildung gerückt werden.
So etwas hätte aber einer stichhaltigen Begründung bedurft. Ich habe damals zugesagt, entsprechende Überlegungen anzustellen. Das war quasi die Geburtsstunde des integrativen Ansatzes: Politische Bildung und Gesundheitsbildung curricular zu verknüpfen.
Das Ziel bestand im Endeffekt darin, sportliche Seminare durchzuführen, um aufzeigen zu können, wie mit Hilfe von Sport Einfluss auf die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten von Arbeitnehmer/inne/n genommen werden konnte.
Was die Zielgruppenfrage betraf, so wurde anfangs nur an die Mitglieder des Betriebsrates gedacht. Wie diese zu motivieren waren, den Grundgedanken des Vorhabens (nämlich die Förderung von Gesundheit durch Sport) in den Betrieb hineinzutragen, diese Idee sollte erst später aufkommen . Damit sollten die Betriebsräte in ihrer Funktion als Multiplikatoren in die betriebliche Gesundheitsförderung eingebunden werden.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Konzerns, der auch Teilnehmer der Seminare war, hat sich am Ende des ersten Seminars dazu wie folgt geäußert.
„Wir haben es jetzt kennengelernt (Nordic Walking) und ich denke, da wir ja als Betriebsräte auch Multiplikatoren sind im Betrieb, kann man damit werben. Vor allem, weil wir es selbst gemacht haben. Das war eine tolle Sache und ich denke, da werden wir weiter dran arbeiten“ (Siehe dazu das Interview im Curriculum - Manuskript / Seite 13 f).
Das war dann auch der eigentliche Grund dafür, sich Gedanken über ein Curriculum zu machen, mit dem die Betriebsräte in ihrer Funktion als Multiplikatoren für die betriebliche Gesundheitsförderung angesprochen werden konnten. Allerdings ging es nicht nur um die Betriebsräte allein. Letztlich sollten alle Arbeitnehmer/innen über das Curriculum motiviert werden, etwas für ihre Gesundheit zu tun.
In Absprache mit Arbeit und Leben und der IG-Metall wurde die Konzeption der Seminare, ihre inhaltliche Gestaltung sowie der sportliche Teil des Curriculums von mir übernommen. Zu der Zeit besaß ich noch Trainerlizenzen des Deutschen Nordic Walking Verbandes (DNV) und konnte auf eine mehrjährige Tätigkeit als Seminarleiter für diesen Sport an der Volkshochschule Oer-Erkenschwick zurückblicken. Darüber hinaus war ich über mehrere Jahre als Leiter eines entsprechenden Übungstreffs tätig.
Für den sporttheoretischen Teil des Curriculums waren Vorlesungen und Seminare an der Universität Münster besonders hilfreich. (Sportanatomie / Sportphysiologie / Wissenschaftstheorie). Die theoretischen Überlegungen und Praxiserfahrungen sind in eine Reihe von Papieren eingeflossen, die den theoretischen und sportlichen Rahmen des Curriculums ausmachen.
An erster Stelle sei hier das Curriculumselbst zu nennen. Das Projekt Fit für die Zukunft umfasst 80 Seiten und liegt dem Anschreiben bei. Das Papier enthält auch den Ablaufplan für das erste Seminar im Mai 2008. Das Curriculum ist seit Juli 2017 auch im Internet unter www.nordic-walking-speed-power.de abrufbar
An zweiter Stelle steht das Positionspapier Athletic-Nordic-Walking. Sein Inhalt sind die Technik und Theorie des Sportes. Dieses Papier (180 Seiten)liegt dem Schreiben ebenfalls bei. Es ist als PDF-Datei im Internet unter www.nordic-walking-speed-power.de zu finden.
Das Positionspapier gibt Aufschluss über die Technik des Sportes und darüber, wie dieser Sport zu erlernen ist. Weiterhin enthält das Papier eine schlüssigeTheorie des Sportes einschließlich ihrer erkenntnistheoretischen Grundlagen geliefert.
Zum Positionspapier gehört auch umfangreiches Videomaterial, das unter www.youtube.com/riccard3 im Internet abrufbar ist. In 22 Videos geht es vorrangig um die Technik des Sportes. Gesundheitsfragen spielen allerdings auch eine Rolle. Sie beziehen sich auf unterschiedliche Krankheits-bilder. Die Gesamtzahl der Anklicke liegt derzeit bei 600 000. Das Lehrvideo allein verzeichnet 350 000 Aufrufe (Stand August 2017).
Die beiliegenden DVD (I-VI) verstehen sich als integrale Bestandteile des Positionspapieres und Curriculums. Sie sind zum Teil im Internet zu finden und bilden in ihrer Gesamtheit die empirische Basis des Curriculums. Ihre Funktion besteht darin, den athletischen Charakter der Technik nach-vollziehbar zu machen. Es geht also um die spezifischen Bewegungsabläufe dieser Technik.
DVD (I) betrifft alle Seminare, die im Zusammenhang mit dem Curriculum aufgezeichnet wurden (!!!)
DVD (II) enthält eine Reihe von Filmen zur Technik. Es sind insgesamt sieben Filme. Bei Film Nr. 7 handelt es sich um ein Lehrvideo, das ca. 360 000 Anklicke im Internet hat. Dabei geht es mir um eine möglichst große Verbreitung des Videos (Siehe dazu auch Schreiben aus der Schweiz / Anlage 10)
Film Nr. 6 auf DVD (II) hat eine besondere Bedeutung für das Curriculum.
Teil (I) dieses Films zeigt gängige Varianten des Sportes. Sie sind repräsentativ für die BRD.
Teil (II) zeigt Teilnehmer/innen meiner VHS-Kurse beim Erlernen der athletischen Technik.
Teil (III) zeigt noch einmal die athletische Variante, wie sie von mir vertreten wird.
Der Film Nr. 6 ist deshalb so wichtig, weil hier die Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten deutlich zum Ausdruck kommen
Diese Unterschiede werden im Positionspapier detailliert beschrieben (ab Seite 52). Dabei wird auch deutlich, warum die athletische Variante in den Gesundheitseffekten mehr Wirkung zeigt, als normale Varianten. Das schließt andere Varianten allerdings nicht davon aus, zur Gesundheitsbildung eingesetzt zu werden. Ihr Kraftaufwand sollte aber angemessen sein.
DVD (III) steht für die Dokumentation aller Filme zwischen 2005 und 2012. Neben der Technik sind es Gesundheitsaspekte (z. B. Rückenbeschwerden), die hier interessant sind. In einigen Sequenzen gibt es entsprechende Interviews.
Das Video Abnehmen aber mit Vernunft DVD (IV) macht an einem spezifischen Beispiel besondere Vorteile des Sportes deutlich. Es geht dabei um individuelles Gewichtsmanagement. DVD (III) enthält dazu ein längeres Interview mit dem Betroffenen.
In DVD (VI) bin ich selbst auf einer ehemaligen Kohlenhalde bei Reckling-hausen (Heute Landschaftsbauwerk mit Horizontalobservatorium) zu sehen. Der Film steht für die athletische Variante des Sportes. Drehtermin: August 2017. Das war kurz nach meinem 78. Geburtstag.
Das Curriculum - Projekt selbst begann mit einem 3-tägigen Seminar (16. bis 18. Mai 2008 in Winterberg / Hochsauerland). Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren Betriebsräte des Salzgitter-Konzerns mit ihren Frauen (Siehe dazu DVD (I) / Kapitel 1 / Dokumentation des 1. Seminars).
Ursprünglich war ein komplettes Jahr für das Projekt vorgesehen. Insgesamt sollten vier Seminare angeboten werden. Im Anschluss daran sollte über eine Verlängerung der Projektarbeit nachgedacht werden.
Als Abschluss war ein dreitägiges Seminar (Frühjahr 2009) vorgesehen. Zwischen dem ersten Seminar (Mai 2008) und dem Abschlussseminar 2009 sollten ein eintägiger Workshop (August 2008) und ein weiteres Seminar (15. bis 16. November 2008) durchgeführt werden.
Der Workshop konnte auch wie geplant abgewickelt werden (Siehe dazu DVD (I) / Kapitel 2 / Dokumentation des Workshops / August 2008). Das Novemberseminar fand allerdings nicht mehr statt. Die Tarifauseinander-setzungen in der Metallindustrie hatten sich im Herbst 2008 zugespitzt und die IGM befand sich zum Zeitpunkt des Seminars bereits in Streikbereitschaft.
Das Seminar musste deshalb kurzfristig abgesagt werden. Es sollte aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. So konnte ein drittes Seminar vom 28. bis zum 29. März 2009 stattfinden (Siehe dazu DVD (I) / Kapitel 3 / Dokumentation des dritten Seminars).
Mit dem Märzseminar 2009 war das Projekt zunächst einmal beendet. Über eine Fortsetzung sollte nach Auswertung aller Seminare entschieden werden. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Aus organisatorischen Gründen war es nicht mehr möglich gewesen, die Teilnehmer/innen der Seminare für die weitere Mitarbeit heranzuziehen.
Deshalb basiert das Curriculum in seinem empirischen Teil lediglich auf den tatsächlich durchgeführten Seminaren. Im Nachherein hat sich allerdings herausgestellt, dass das vorhandene Videomaterial für das Curriculum vollkommen ausreichend war. Es war genug Filmmaterial vorhanden, um das Curriculum auch visuell unterstreichen zu können.
Nach Beendigung der Seminare sollten die inhaltliche Konzeption und der empirische Befund daraufhin abgeklopft werden, ob sich beides für ein Curriculum zur betrieblichen Gesundheitsförderung eignen würde. Dazu sollte das gesamte Material zusammengeführt und in Form eines Abschlussberichtes öffentlich gemacht werden.
Dem Material sollten alle didaktischen Überlegungen und das empirische Material (Filme) zugrunde liegen. Bei der sportlichen Technik sollten entsprechende Passagen des Positionspapieres berücksichtigt werden. Das Spezifische der Technik sollte dabei herausgearbeitet werden. Es ging um den athletischen Charakter des Sportes, wie er im Positionspapier beschrieben wird.
Bei Fit für die Zukunft handelt es sich jedoch nicht um diesen Abschlussbericht. Dieser hat sich quasi unter der Hand zu einem originären Curriculum weiter-entwickelt. So soll das Papier denn auch verstanden werden: Als ein insich geschlossenes Curriculum zur Integration gesellschaftspolitischer Bildung und Gesundheitsbildung (Gesundheitsförderung).
Ich habe mit längeren Unterbrechungen daran gearbeitet. Die lange Pause zwischen Anfang, Fortsetzung und Ende ist darauf zurückzuführen, dass ich parallel zum Curriculum an einer stichhaltigen Theorie für diesen Sport gearbeitet habe. Es ging dabei um die theoretische Grundlegung des Positionspapieres. Allein der wissenschaftstheoretische Teil hat mich drei Kant-Seminare in Münster gekostet. Das ist im Positionspapier in allen Einzelheiten nachzulesen
Die Theorie und Technik des Sportes werden im Positionspapier umfassend dargestellt. Dabei vertrete ich eine athletische Variante, mit der die Hauptbeanspruchungsformen des Sportes Kraft, Ausdauer und Koordination auch tatsächlich zu erzielen sind. Das zeigt sich u. a. an der aeroben Ausdauerleistung und Kraftausdauerfähigkeit der Arme und Beine, die mit dieser Variante verbunden sind. Die athletische Variante erzeugt auch einen entsprechend hohen Stockdruck (Siehe dazu auch die Stockdruckmessungen im Positionspapier, Seite 30 / oder auch DVD (VI).)
Trotz Unterschieden in der Technik lassen sich auch andere Varianten in den Seminaren zur Gesundheitsförderung einsetzen. Techniken der Fachverbände und allgemeinen Sportverbände steht genug technischer Spielraum zur Verfügung, um präventiv wirksam zu sein. Der sportliche Charakter sollte dabei aber nicht verloren gehen. Wobei Gesundheitseffekte einer athletischen Variante höher einzuschätzen sind.
Die Unterschiede zwischen gängigen Varianten und einer athletischen Technik (ANW) sind auf DVD (II) / Film 6 (Technikkonzepte / Teil I - III) am ehesten zu erkennen. Die gängigen Varianten können in der BRD als repräsentativ betrachtet werden. Es gibt in dem Sinne keine athletische Variante dieses Sportes.
Es stellt sich allerdings die Frage, was mit dem Curriculum letztlich zu erreichen ist? Für mich war es zunächst ein didaktisches Experiment). Was mir auch Spaß gemacht hat. Vor allem der Praxisteil (Siehe dazu insbesondere DVDNr.1). Weitergehende Überlegungen waren anfangs nicht so sehr damit verbunden. Es war auch nicht daran gedacht, das vorhandene Material unbedingt an potentielle Interessenten weiterzureichen oder gar öffentlich zu machen.
Mir ging es in erster Linie um grundsätzliche Fragen der Integration, die ich praktisch ausprobieren wollte. Wie lassen sich politische Bildung und Gesundheitsbildung miteinander verknüpfen, inwieweit sind sie integrierbar? Ist so etwas in der politischen Bildung denkbar und machbar? Natürlich mit der Option das Ganze nach außen zu öffnen. Was ja auch in der Planungsphase überlegt worden war.
Erst bei der theoretischen Arbeit (Siehe dazu insbesondere den theoretischen Teil des Positionspapieres) kam mir endgültig die Idee, potentielle Interessenten einzubeziehen. Ich dachte in erster Linie an Weiterbildungs-träger. Der hohe Aufwand sollte nicht ganz umsonst gewesen sein. Vielleicht konnten auch andere davon profitieren.
Diese Form der Integration ist sicher nicht unproblematisch. Risiken des Arbeitsplatzes mit sportlichen Aktivitäten pädagogisch / curricular zu verknüpfen, ist eher ungewöhnlich. Das ist aber die zentrale Aussage des integrativen Ansatzes. Deshalb sollte es auch niemanden davon abhalten, sich Gedanken darüber zu machen. Natürlich stellt sich die grundsätzliche Frage, welche Rolle Sport generell im Verständnis gesellschaftspolitischer Bildung spielen sollte, wenn überhaupt. Mit dieser Frage werden vor allem Arbeit und Leben, die Volkshochschulen und Gewerkschaften konfrontiert.
Natürlich muss über den allgemeinen Sinn (Sinnhaftigkeit) eines solchen Projektes Einigkeit herrschen. Wobei die Entstehungsgeschichte eine Rolle spielen könnte. Letztendlich ist das Ganze aus der Betriebsratstätigkeit eines größeren Konzerns hervorgegangen. Es geht um Gesundheitsförderung aus der Sicht eines Betriebsrates. Das verleiht dem Ganzen zusätzlich Legitimation.
Über Sport sollte der Einstieg gefunden werden, um sich mit Fragen betrieblicher Gesundheitsfürsorge auseinander setzen zu können (Siehe dazu auch das Interview mit dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden des Konzerns und dem 1. Bevollmächtigten IG-Metall auf Seite 13 des Curriculums bzw. im Video
Zum Gesamtthema der Integration von gesellschaftspolitischer Bildung und Gesundheitsbildung kann auch auf die Position der Volkshochschulen zurückgegriffen werden. Gesundheitsbildung ist dort ein Musterbeispiel für Integration.
Die Volkshochschulen begreifen „Gesundheit als Zusammenspiel von seelischem, körperlichem und sozialem Wohlbefinden“. Den „eigenverantwortlichen Umgang mit der Gesundheit insbesondere in einer älter werdenden Gesellschaft sieht man als Schlüsselqualifikation an“.
Zentrales Anliegen der Volkshochschulen ist die „Stärkung gesundheitlicher Ressourcen, gesundheitsförderlicher Lebensweisen und Lebensverhältnisse.“ Die Kurse der Volkshochschulen werden deshalb auch als „Lernprozesse, die kognitive Verarbeitung mit emotionalen, körperlichen und sozialen Erfahrungen verknüpfen“, verstanden
Die Volkshochschulen wissen also, dass das Gesundheitsbewusstsein und das Gesundheitsverhalten von Bildungsstand, Lebensstil und sozialer Lage beeinflusst werden. Sie wissen aber auch, dass Menschen ein Leben lang lernfähig bleiben und ihre Gesundheit und Lebensqualität fördern können, wenn sie dabei unterstützt werden.
Sie stellen sich dieser Aufgabe durch „Nachhaltige Förderung der körperlichen sowie der seelischen Gesundheit“ durch „Gesundheitsbildung für alle als gesellschaftliche Aufgabe der Integration“ durch „Lebenslanges Lernen vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung.“ „ Volkshochschulen sind erfahren im Umgang mit unterschiedlichen Milieus und Lebenswelten, offen für alle und machen zielgerichtet auch Angebote für Ältere, Eltern und Familien, Bewohner/innen im Stadtteil, Menschen mit Migrationshintergrund und Beschäftigte im Betrieb, vernetzt mit anderen Akteuren auf kommunaler / regionaler Ebene.“ (Deutscher Volkshochschulverband: Erwachsenenbildung und Gesundheitsförderung 2008).
Das Curriculum knüpft nahtlos an diesen Überlegungen an. Auch das Projekt lebt davon, dass „Menschen ein Leben lang lernfähig bleiben und ihre Gesundheit und Lebensqualität fördern können, wenn sie dabei unterstützt werden“. Das gesamte Projekt stellt sich dieser Aufgabe durch „Gesundheits-bildung für alle als gesellschaftliche Aufgabe der Integration“ und lebenslanges Lernen vor dem Hintergrund des demographischen Wandels.
Mit dem entsprechenden Background wäre durchaus eine Chance vorhanden, ähnliche Projekte in die Praxis umzusetzen. Die LAG hat derzeit ein Projekt laufen, bei dem Überschneidungen durchaus erkennbar sind. Ich denke an das Projekt „Betriebliche/r Gesundheitsberater/in“. Gemeinsamkeiten liegen dort vor, wo es um eigenständige Projekte oder Aktivitäten zum Gesundheits-management geht.
Potentielle Zielgruppe sind insbesondere betriebliche Multiplikatoren. Dazu soll der der Gesamtbetriebsratsvorsitzende noch einmal zu Wort kommen: „Wir haben es jetzt kennengelernt und ich denke, da wir ja als Betriebsräte auch Multiplikatoren sind im Betrieb, kann man damit werben. Vor allem, weil wir es selbst gemacht haben. Das war eine tolle Sache und ich denke, da werden wir weiter dran arbeiten“.
Die Zielsetzung würde dann darin bestehen, Betriebs- und Personalräte gezielt in die Gesundheitsförderung einzubeziehen. So etwas könnte in Kooperation mit Einzelgewerkschaften und Betriebsräten durchaus geschehen.
Auch hauptamtliche Mitarbeiter/innen (Arbeit und Leben, Volkshochschulen, Gewerkschaften, etc.) sind als Zielgruppe denkbar. Der besondere Reiz würde darin bestehen, sich in allen Einzelheiten mit einem Integrationsprojekt auseinandersetzen zu können. Für eigene Planungen könnten solche Erfahrungen durchaus von Vorteil sein.
Nicht zuletzt sind Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in ihrer Gesamtheit Zielgruppe. Für diese Zielgruppe ist das ganze Projekt letztlich gedacht.
Einige Fragen sind allerdings noch offen geblieben. Ist ein Curriculum dieser Art generell geeignet für die betriebliche Gesundheitsförderung? Oder bleibt es ein Zufallsprodukt ohne Zukunft? Lassen sich Arbeitnehmer/innen tatsächlich dazu motivieren, solche Angebote wahrzunehmen? Wie wird das von den Betriebs- und Personalräten gesehen? Sind sie für derartige Überlegungen offen? Welche Weiterbildungsträger sind generell dazu bereit, in dieser Richtung zu denken und aktiv zu werden? Alles Fragen, die beantwortet werden müssten Das Curriculum ist seit acht Wochen unter www.nordic-walking-speed-power.de auf meiner Homepage präsent. Dort ist seit Jahren schon das Positionspapier zu finden. Die Videos sind unter www.youtube.com/riccard3 jederzeit abrufbar. Abonnenten sind auch reichlich vorhanden. Ich versuche auf diese Weise Breitenwirkung zu erzielen. Was das Internet dabei leisten kann lässt sich anhand des Schweizer Schreibens (Anlage 10) allenfalls erahnen. Ähnlich positive Rückmeldungen finden sich auf der DVD (III).
Mir geht es generell um gesellschaftspolitische Bildung. Das Projekt soll dazu anregen, ähnliche Überlegungen anzustellen (Sport als integrativer Bestandteil politischer Bildung / Wobei der Ansatz auch auf andere Sportarten übertragbar ist) anzustellen. Dazu könnte ein solches Curriculum allemal Anlass sein.
Wie seht Ihr das? Eure Meinung dazu würde mich sehr interessieren. Könnt Ihr Euch vorstellen, so etwas selbst auszuprobieren? Bei Interesse stehe ich Euch gerne zur Verfügung.
In diesem Sinne grüßt Euch ein ehemaliger Kollege aus dem selbst verschuldeten Unruhestand. Besondere Grüße gehen an die Kollegin Gerda Krug, sie ist die einzige aus Eurem Team, die ich noch kenne.
Richard Paetzold
Anlagen:
1) Allgemeiner Handzettel
2) Positionspapier: Athletic Nordic Walking (ANW)
3) Fit für die Zukunft - Gesund älter werden - Curriculum Projekt
4) DVD (I): Fit für die Zukunft
5) DVD (II): Athletic Nordic Walking (ANW)
6) DVD (III). Nordic Walking - Video - Dokumentation 2005- 2012
7) DVD (IV): Abnehmen aber mit Vernunft
8) DVD (V): Curriculum Projekt: Initiator Gerd Haffner
9) DVD (VI): Halde Hoheward (Drehtermin August 2027)
10) Schreiben aus der Schweiz (2013)
PS. Hier noch einige Anmerkungen zum sportlichen Teil des Projektes. Eine einheitliche Technik dieses Sportes gibt es nicht. Es existieren verschiedene Varianten. Selbst Fachverbände vertreten unterschiedliche Positionen in der Technik. Unterschiede zeigen sich vor allem in der Art der technischen Ausführung und der Intensität der Bewegungen (Kraft und Ausdauer). Das hat entsprechende Auswirkungen auf den gesundheitlichen Nutzeffekt dieses Sportes. Ich arbeite derzeit noch an einem Papier, das diesen Zusammenhang problematisiert.
Ich habe übrigens mein ganzes Material in den vergangenen zwei Jahren an 30 sportwissenschaftliche und 6 sportmedizinische Institute verschickt. Dazu noch an alle Fachverbände und einer Reihe allgemeiner Sportverbände. Mit der Aufforderung, meine Position der Technik mit mir auf einer wissenschaftlichen Ebene zu diskutieren. Die Rückmeldungen kann man an einer Hand abzählen. Über die Gründe lässt sich spekulieren. Meiner Ansicht nach spielt mein wissenschaftstheoretischer Ansatz dabei eine Rolle (Stichwort: Gegensatz von Positivismus und Dialektik). Entweder ist er dort gar nicht erst vorhanden oder man will ihn von vornherein ignorieren. Es ist wie eine Art Schweigekartell.
Wer sich näher dafür interessiert, sollte den theoretischen Teil des Positionspapieres lesen (oder vielmehr studieren). Es geht aus meiner Sicht um grundsätzliche Fragen der Wissenschaftstheorie. Ich habe in den 60 er Jahren an der Freien Universität in Berlin studiert und der Begriff der „bürgerlichen Wissenschaft“ ist mir durchaus geläufig. Hier hat das entsprechende Konsequenzen. Ein potentiell athletischer Sport mit gesundheitlichem Nutzeffekt wird einfach nicht zur Kenntnis genommen. Mir ist es damit durchaus ernst. Das Positionspapier bringt dafür auch den notwendigen wissenschaftlichen Nachweis. Ich bin dreimal in Berlin gewesen und total verkabelt mit Experten für Stockdruckmessung im Grunewald unterwegs gewesen (Siehe dazu Positionspapier Seite 30f). Das waren die gleichen Experten, die für die sportmedizinischen Untersuchungen die Messinstrumente zur Verfügung gestellt haben (Siehe dazu auch Positionspapier Seite 126 ff). Im Zusammenhang mit dem integrativen Ansatz und der betrieblichen Gesundheitsförderung gewinnt so etwas durchaus an Brisanz. Dieser Sport beinhaltet ein enormes Potential an gesundheitlichen Effekten, die man nicht so einfach verschweigen kann. Ich versuche jetzt das Ganze in eine allgemeinere Öffentlichkeit zu bringen. Vielleicht könnte Euch das auch interessieren.